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Im Jahr 2019 waren wir auf Haussuche. Ein Neubau kam für uns von Anfang an nicht in Frage. Wir wollten nichts "von der Stange", sondern lieber ein Haus mit Charakter und Geschichte. Daher haben wir gezielt nach alten Häusern gesucht. Auf das Thema Denkmalschutz sind wir dabei eher durch Zufall gestoßen. Nun mag sich der ein oder andere fragen, warum ausgerechnet eine Denkmalschutz-Immobilie?! Ja, das bedeutet einen bürokratischen und auch finanziellen Mehraufwand. Aber: wenn man sich ohnehin für historische Häuser interessiert, bringt ein Haus, das unter Denkmalschutz steht auch finanzielle Vorteile mit sich (z.B. erhöhte steuerliche Abschreibung).
Wir möchten an dieser Stelle auf jeden Fall eine Lanze für den Denkmalschutz brechen, der letztlich verhindert, dass mehrere Jahrhunderte alte Kulturdenkmäler einfach abgerissen werden dürfen. Ganz klar ist aber auch: wer eine "billige" Immobilie sucht und diese dann mit Styropor- und Gipskartonplatten, einflügeligen Kunststofffenstern und einer Aluminium-Tür mal eben auf Vordermann bringen, und das Ensembel dann mit einer geschmackvollen Gabione im Vorgarten abrunden möchte, dem sei an dieser Stelle von einer Denkmalimmobilie abgeraten 😜. Bevor wir nun den Hass aller Gabionenliebhaber auf uns ziehen: zu einem modernen Haus kann das ja vielleicht passen und ein stimmiges Gesamtwerk abgeben, zu einem Fachwerkhäuschen aus dem 18. Jahrhundert aber eben nicht. Ein kleiner Kauftipp, der mir an dieser Stelle spontan einfällt ist der "Der Abrisskalender - 365 Bausünden zum Abreißen", Prädikat sehr empfehlenswert 😄!
Falls man ein Häuschen ins Auge gefasst hat und unsicher ist, ob es sich um ein Denkmal handelt, kann man das über den Bayerischen Denkmal-Atlas herausfinden. Dort sind sowohl Einzeldenkmäler gelistet, als auch Gebäude, die unter Ensembleschutz stehen. Bei einem Einzeldenkmal untersteht das komplette Gebäude dem Denkmalschutz, bei Ensembelschutz (z.B. in historischen Ortskernen) beschränkt sich der Denkmalschutz auf den nach außen sichtbaren Bereich, wie z.B. Fassade, Fenster oder Dach. Wer im Raum Bayern auf der Suche nach einer Denkmal-Immobilie ist, kann zum Verkauf stehende Denkmäler beispielsweise über die Denkmalbörse des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege oder über Immobilienmakler, die sich auf solche Immobilien spezialisiert haben finden. In unserem Fall war es "Die Denkmalschutz-Immobilie".
So sind wir auf ein ehemaliges Färberhaus Baujahr 1786 gestoßen. Im Juni 2019 stand der erste Besichtigungstermin an...nur mal so zum gucken 😁. Nun ja, es war dann - zumindest bei der weiblichen Hälfte der zukünftigen Besitzer 🤭- Liebe auf den ersten Blick. Was andere Interessenten bisher eher abgeschreckt hatte, war für uns ein großer Pluspunkt: die Tatsache, dass Färbi - wie wir unser Färberhaus inzwischen liebevoll nennen - zum Großteil noch im Zustand anno 1786 war und man somit die Grundsubstanz recht gut beurteilen konnte.
Da mein Mann und ich nicht "vom Fach" sind, folgte nach einiger Bedenkzeit im September 2019 ein weiterer Besichtigungstermin. Dabei haben wir uns professionelle Unterstützung durch unseren zukünftigen Architekten und Statiker geholt. Tipp an dieser Stelle an alle (zukünftigen) Denkmalbesitzer: sucht Euch unbedingt einen Architekten mit Erfahrung im Bereich Denkmal, da die Anforderungen mit einem Neubau nicht vergleichbar sind! Unser Architekt wurde uns z.B. vom zuständigen Landesamtes für Denkmalpflege empfohlen.
Fazit der Experten: Färbi ist ein "ehrliches Haus". Es hat natürlich seine Baustellen, aber größere Katastrophen sind erst mal nicht ersichtlich. Somit war der Ehemann dann auch bald überredet 😄 und die Entscheidung gefallen.
Ende Oktober war alles unter Dach und Fach und wir waren nun stolze Denkmalbesitzer 😊.
Hier ein paar Impressionen von Färbi in dem Zustand, in dem wir es 2019 erworben haben: