- Details
Samstag Morgen, schönstes Wetter, wir setzen uns in Auto mit Anhänger. Soweit so normal. Aber Moment, irgendwas ist anders: wir tragen saubere Klammotten ohne Löcher, haben weder Verpflegung für die Mittagspause noch Werkzeug im Schlepptau...Fühlt sich irgendwie falsch an 😂 - hat aber alles seine Richtigkeit, denn ausnahmsweise verbringen wir den Samstag mal nicht auf der Baustelle, sondern machen eine kleine Reise nach Rheinland-Pfalz um unsere neue alte Haustür abzuholen 🙃!
Vorab mussten wir natürlich das Ok unserer Denkmalschutzbehörde einholen. Dabei war es wichtig eine Tür zu finden, die zu Färbi passt und in etwa bauzeitlich ist. Die Originalhaustüren (sowohl die Haupt- als auch die Nebeneingangstür) von Färbi haben nämlich leider nicht überlebt, da sie durch moderne Türen ersetzt wurden. Und wir wollten - zumindest für die Haupteingangstür - gerne eine historische Tür und keinen neuen Nachbau. Die Suche nach einer passenden Tür war gar nicht so einfach. Ursprünglich wollten wir eine Tür mit Glaseinsatz, um etwas mehr Licht in den Flur zu bekommen. Die meisten Türen mit Glas sind aber "zu jung" und oft auch etwas zu überladen für unser Färbi. Schließlich sind wir dann aber doch fündig geworden und haben eine schöne zweiflügelige Eichenholz-Tür gefunden, mit der die Denkmalschutzbehörde einverstanden war. Sie stammt aus einem Haus Baujahr 1800 und musste nach einem Besitzerwechsel einer neuen Kunststofftür weichen 😢. Die Tür passt unserer Ansicht nach sehr gut zu unserem Färberhaus, da sie recht einfach gehalten und nicht zu "verschnörkselt" ist und wir sind froh, dass wir ihr bald ein neues Zuhause geben können, in dem sie hoffentlich sehr lange bleiben darf!
Fündig geworden sind wir bei einem Händler für historische Baustoffe, der sich auf Türen spezialisiert hat: Norbert Dieter in Windesheim
Ein sehr sympathischer und kompetenter Mensch, bei dem man spürt, dass sein Beruf vielmehr Berufung ist! An dieser Stelle nochmal vielen herzlichen Dank - wir schicken gerne mal ein Bild, sobald die Tür ihren Bestimmungsort gefunden hat 😊!
Erst mal haben wir das Schätzchen untergestellt, bevor es dann hoffentlich bald in die Schreinerwerkstatt zur Aufarbeitung umziehen kann. Die bisherige "moderne" Haustür haben wir aktuell auch entfernt und durch eine Baustellentür ersetzt, damit die Balken links und rechts davon saniert werden können.
Wer auch auf der Suche nach historischen Baustoffen ist, dem sei an dieser Stelle noch die Homepage des Unternehmerverbandes Historische Baustoffe e.V. ans Herz gelegt. Dort kann man u.a. Suchaufträge aufgeben, die dann an alle Mitgliedsbetriebe verschickt werden. Außerdem kann man sich Händler in ganz Deutschland nach Postleitzahl sortiert anzeigen lassen.
- Details
Wir haben ja in vielen Räumen eine sog. Balken-Bohlen-Decke, d.h., dass der Zwischenraum zwischen den Deckenbalken mit mehr oder weniger breiten Bohlen geschlossen ist, die einfach von oben eingelegt sind. Da es aktuell in vielen der darüberliegenden Räume keinen Fußboden mehr gibt, ist das ein sehr guter Zeitpunkt die Dielen zu reinigen. Solange noch kein neuer Bodenaufbau da ist, können wir sie nämlich einfach nach oben herausnehmen und reinigen. Die Alternative wäre es vom Boden der jeweiligen Zimmer aus zu machen - und jeder der schon mal längere Zeit über Kopf gearbeitet hat weiß, dass es durchaus schönere Dinge gibt 😁. Gestartet haben wir die Aktion im Dachgeschoss. Die Bohlen waren mit mehr oder weniger vielen Schichten an Farbe und Putz versehen, die wir im ersten Schritt erst mal grob mit einer Spachtel entfernt haben. Danach kam dann unser Lieblingsgerät zum Einsatz: eine Schleifmaschine von Far Tools. Damit haben wir schon einige Balken innen und außen gereinigt und auch bei der Renovierung unseres Erdkellers hat uns das Gerätchen (etwas zweckentfremdet) schon gute Dienste erwiesen. Es gibt verschiedene Bürstenaufsätze, z.B. aus Messing oder Nylon, je nachdem welches Material man bearbeiten möchte. Für die Bohlen haben wir beides ausprobiert und uns dann letzlich für die Messingvariante mit relativ niedriger Drehzahl entschieden. Damit liest sich die Putz-, Farb- und Dreckschicht auf den Bohlen ganz gut entfernen ohne dabei das Holz zu sehr zu stressen und zu viel Material wegzunehmen. Und der Vorher-Nachher-Effekt entschädigt auf jeden Fall für die doch sehr staubige Angelegenheit 😄! Ganz fertig sind die abgeschliffenen Bohlen damit noch nicht - einige haben Risse oder Fehlstellen, die geklebt oder ausgebessert werden müssen und am Ende sollen alle Bohlen noch mit Leinöl imprägniert werden. Und dann hat eine Balken-Bohlen-Decke ja nicht nur Bohlen, sondern - wie der Namen schon sagt - auch Balken. Die können wir natürlich schlecht ausbauen um sie abzuschleifen. Da bleibt uns also die Über-Kopf-Arbeit doch nicht ganz erspart...Aber das ist nicht ganz so zeitkritisch, da wir die Balken auch noch reinigen können wenn der Bodenaufbau darüber abgeschlossen ist. Also immer schön eins nach dem anderen 😊!
Noch eine kleine Info, für alle Interessierten: man kann die Reinigung von Balken-Bohlen-Decken (oder anderen Holzoberflächen) auch mit Sandstrahlern (wobei nicht mit Sand, sondern mit anderen Materialien wie z.B. Glasperlen oder Nussschalen gestrahlt wird) oder mittels Trockeneis vornehmen (lassen). Bei einem Denkmal sollte der Einsatz solcher Verfahren vorab mit der Denkmalschutzbehörde abgestimmt werden, da sichergestellt sein sollte, dass bei der Reinigung nicht zu viel Material abgetragen wird. Wir haben uns jetzt erst mal für die kostensparende händische Variante entschieden. Mal sehen, ob wir dabei bleiben, wenn es an die Über-Kopf-Arbeiten geht 😅.
- Details
Heute gibts mal wieder ein Holzupdate 😁. Das Dach ist inzwischen fertig - wir haben jetzt zwei neue Gauben und die Dachfläche ist mit Holzfaser Unterdeckplatten soweit erst mal dicht. Zum Schutz der Platten ist nach wie vor die Plane auf dem Dachstuhl. Mit der Dacheindeckung müssen wir uns allerdings noch etwas gedulden. Unsere Zimmerer haben nämlich das Fachwerk in Angriff genommen und arbeiten sich Stück für Stück voran. Dabei müssen immer wieder mehr oder weniger große Balkenstücke aus- und wieder eingebaut werden. Damit das gut funktioniert, müssen Teile des Fachwerks immer wieder angehoben werden und das ist schon ohne die Last der Ziegel ein ziemlicher Kraftakt. Insgesamt sind leider mehr Holzschäden vorhanden als gedacht. Einige neuralgische Stellen kannten wir schon vorher (v.a. an der West- und Nordfassade, wo das Fachwerk noch zusätzlich unter dem Zementputz gelitten hat). Aber es hilft ja nichts: alles was nicht mehr tragfähig ist muss raus und das, was noch gut ist, darf - und muss - natürlich bleiben. Es geht also weiter mit der Patchwork-Arbeit. Ein ziemliches Geduldsspiel und echtes, anspruchsvolles Handwerk! Wir sind jeden Samstag, wenn wir auf die Baustelle kommen, ganz gespannt was sich unter der Woche so getan hat 😊.
Hier ein paar aktuelle Einblicke:
- Details
Neben den - mal wieder eher destruktiven - Grabarbeiten im Erdgeschoss, dürfen wir tatsächlich schon zum ersten Mal den Pinsel schwingen. Konkret geht es um Bretter, die, sobald sie gestrichen sind, am Giebel und im Traufbereich als Verblendung angebracht werden sollen. Also wurden erstmal alle Bretter ins Dachgeschoss verfrachtet und auf Böcken und Deckenbalken ausgelegt. Das bedeutet zwar "Streichen unter erschwerten Bedinungen", da der Bodenaufbau im Dachgeschoss noch nicht abgeschlossen ist und es immer noch einige "Falltüren" gibt. Aber im Dachgeschoss sind sie gerade am wenigsten im Weg und können in Ruhe trocknen. Das Ganze hat sich dann nämlich doch etwas hingezogen. Der Hauptgrund ist, dass wir die Bretter (und später das komplette Fachwerk außen) mit Leinölfarbe streichen möchten. Und dazu sind im Prinzip 4 Arbeitsschritte nötig: zuerst die Vorbehandlung (Imprägnierung) des Holzes mit reinem Leinöl, dann der eigentliche Farbauftrag - und das insgesamt drei Mal. Neben den Brettern kann auch der Schopfwalm, der schon komplett ausgebessert ist, gestrichen werden.
Bevor wir die Farbe besorgen konnten, mussten wir zunächst den Farbton bestimmen. An der Südseite der Fachwerkfassade waren an einigen Stellen noch wenige Farbreste zu erkennen. Die hat unser Restaurator im Rahmen der Voruntersuchungs befundet und festgestellt, dass Färbi mal ein graues Fachwerk hatte - und das soll es nun auch wieder bekommen 😊. Daher mussten erst mal ein paar Farbfächer ran, um den passenden Ton auszuwählen. And the winner is: ein relativ heller Grauton aus der historischen Farbpallette des Herstellers Keim! Da dieser Hersteller selbst keine Leinölfarben anbietet, machten wir uns also erst mal auf die Suche nach einem passenden Anbieter. Der erste Treffer war Leinölfarbe von Caparol (Histolith-Serie) für knapp 600 € pro 10 Liter. Da mussten wir erstmal schlucken - wir wollten Färbi doch nicht vergolden, sondern nur grau streichen 🙈. Aber nach einigem Einlesen in das Thema Leinölfarbe hat sich der stolze Preis dann schon etwas relativiert, denn Leinölfarben sind wesentlich ergiebiger als "moderne" Fassadenfarben. Die meisten Produkte haben eine Reichweite von ca. 15-20 m2 pro Liter, so dass Leinölfarben auf den m2 betrachtet, sogar günstiger sind als Kunstharzfarben. Und - nebenbei bemerkt - tut man seinem Fachwerk mit Kunstharzfarben keinen Gefallen! Hier verhält es sich nämlich ganz ähnlich wie z.B. mit Zementputz: im Lauf der Zeit entstehen feine Risse im ansonsten dichten Farbüberzug. Das eindringende Wasser kann nicht wieder aus dem Holz verschwinden und es kommt zu Staunässe. Das Endergebnis kann sein, dass nach ein paar Jahren und einem vermeintlich noch guten Kunstharzanstrich das Holz darunter schichtweg vergammelt ist! Leinöl hat eine sehr kleine Molekülgröße und dringt im Gegensatz zu Kunstharzfarben tief ins Holz ein, außerdem sind Leinölgrundierungen und Leinölfarben dampfdurchlässig, so dass Feuchtigkeit, die ins Holz gelangt, von dort auch wieder verschwinden kann. Man kann es nicht oft genug sagen 🙄: keine abdichtenden Materialien aufs Fachwerk!
Grundsätzlich gibt es einige Hersteller für Leinölfarben, oft aus Schweden, da Leinölanstriche dort traditionell auch heutzutage noch recht häufig eingesetzt werden. Da wir einen speziellen Farbton brauchen, hat das die Auswahl allerdings ziemlich reduziert. Nach einigen Anfragen und Preisvergleichen haben wir zunächst Leinölarbe des österreichischen Herstellers All color gekauft und waren mit der Verarbeitung und Reichweite auch sehr zufrieden. Für die nächsten Streicharbeiten werden wir einmal die Variante von Deffner & Johann (Ottosson, eine schwedische Leinölfarbe) austesten. Dort wird der erster Anstrich mit einer Verdünnung von 70% Leinöl und 30% Farbe aufgetragen, so dass man sich die Vorbehandlung mit reinem Leinöl quasi einsparen kann. Danach folgen dann zwei unverdünnte Farbaufträge. Angesichts der vielen Balken, die noch auf Ihren Anstrich warten wäre das natürlich schon eine ordentliche Zeitersparnis. Mal sehen, ob das Ergebnis genauso gut ist wie mit All color. Wir mussten ein Farbmuster einschicken, das gerade auf dem Weg nach Schweden ist - daher dauert die Lieferung noch etwas. Wir werden berichten 😊!
Hier eine kleine Übersicht der Hersteller/Produkte, die wir uns genauer angesehen haben - vielleicht hilft sie dem ein oder anderen weiter:
Hersteller | Produkt | Reichweite [m2/Liter] | Verdünnung | Besonderheiten |
Caparol | Histolith Leinölfarbe | ca. 11 | Nein | |
All color | Leinölfarbe & Standölfarbe | ca. 20-21 | Mit 5-15% Leinölfirnis | 2 Anstriche mit Leinölfarbe, 3. Anstrich mit Standölfarbe |
Deffner & Johann | Ottosson Leinölfarbe | ca. 14 | Erster Anstrich mit 70% Leinöl | Erster Anstrich "ersetzt" Leinöl-Imprägnierung, danach 2 unverdünnte Anstriche |
Reine Leinölfarben | Leinölfarbe | ca. 15 | Nein |
Und wir immer noch ein paar Bilder der aktuellen Streicharbeiten:
- Details
Die Färberei-Hinweise verdichten sich, wir haben noch weitere Beweise gefunden 😊! Allerdings nicht - wie man nach dem letzten Eintrag vermuten würde - im Boden, sondern an ganz anderer Stelle. Unsere Zimmerer haben bei den Arbeiten am Fachwerk und an den Fenstern nämlich einige alte Färbermarken entdeckt. Färbermarken sind kleine Blechmarken, die eckig oder rund sein können und zwei Löcher haben. Damit wurden sie an die zu färbenden Stoffe angenäht. Auf den Marken waren die Initialen des Färbers und eine Nummer eingeprägt, die Auskunft über den Färbeauftrag gegeben hat, manchmal noch weitere Symbole. Bei jedem Auftrag gab es zwei identische Färbermarken: eine am Tuch, die andere wurde dem Kunden mitgegeben und diente quasi als Abholschein.
Auf einigen Marken sind die Initialen "AGB" eingeprägt - diese sind auch außen am Haus zusammen mit dem Baujahr im Sandstein angebracht. "AGB" war also wohl der erste Färber, der Färbi 1786 erbaut hat. Als wir die Marken gesehen haben fiel uns ein, dass wir eine ähnliche Marke bereits vor ein paar Jahren gefunden haben, als wir kurz nach dem Kauf von Färbi die Platten an der Fassade entfernt hatten. Auf der damaligen Marke waren allerdings andere Initialen (JS) eingeprägt. Wir wussten damals noch nicht, dass es sich um eine Färbermarke handelt und über die Initialen konnten wir auch keinen Zusammenhang mit der Inschrift an der Außenwand herstellen. Man lernt eben nie aus 🙃!