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Damit der Bodenaufbau im Erdgeschoss vernünftig stattfinden kann, haben wir gerade - mal wieder - einen besonders schönen Job 😄: Ausschachten! Das heißt der aktuelle Boden (sofern noch einer da ist) muss erst mal raus und die Erde darunter wird um etwa einen halben Meter abgetragen. Wir starteten die ganze Aktion im zukünftigen Esszimmer, wo sich unser Brunnen befindet. Und schon nach den ersten 10-15 cm machten wir eine interessante Entdeckung - kreisförmige gemauerte Ziegelsteine mit einer dunklen Beschichtung auf der Innenseite. Nanu...noch ein Brunnen? Nach einigem Graben fiel dann irgendwann der Groschen: wir sind auf einen historischen Färberbottich gestoßen! Dieser war mit allem Möglichen verfüllt worden, das wohl gerade zur Hand war. Neben jeder Menge Backsteinen haben wir einige Glas- und Tongefäße, die z.T. sogar noch intakt waren, und sogar Reste einer Handwaage und zwei Pinsel gefunden. Sieht ganz so aus als wäre die Färberei irgendwann aufgegeben worden und alle Utensilien wurden gleich mit entsorgt. Am Grund des fast 1,5 m tiefen Färberbottichs und in einigen der Gefäßen waren sogar noch Farbreste zu sehen. Damit ist jetzt auch endlich bewiesen, dass Färbi tatsächlich ein Färberhaus war! Der charakteristische Schopfwalm sprach zwar schon immer dafür, allerdings ist der Rest des Hauses eher wie ein Wohnhaus konzipiert. Daher hatte der Bauhistoriker bisher Zweifel, ob in Färbi tatsächlich auch gefärbt wurde oder ob die Stoffe dort nur getrocknet wurden. Nun ist es also offiziell: Färbi ist ein vollwertiges Färberhaus und hat seinen Namen mehr als verdient 😊!
Nachdem der Bottich freigelegt war haben wir natürlich erst mal Rücksprache mit der Denkmalschutzbehörde gehalten, um zu klären, wie wir weiter vorgehen. Die Grabungen waren also - zumindest im Esszimmer - erst mal auf Eis gelegt. Da Bodenfunde in den Zuständigkeitsbereich der Archäologen fallen, wurden diese hinzugezogen. Der zuständige Archäologe hat dann nach Sichtung der Fotos entschieden, dass wir die Grabungen fortführen dürfen und es ausreicht, wenn die Befunde nach der Freilegung vermessen und durch unseren Restaurator dokumentiert werden. Gesagt, getan. Wir buddelten also weiter und sind noch auf zwei Backsteinmäuerchen gestoßen, allerdings auf keinen weiteren Färberbottich. Aber es sind ja noch ein paar andere Räume an der Reihe, wir werden also sehen, welche Überraschungen dort noch schlummern 😉!
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Die Zimmerer sind ja nun schon seit einigen Wochen fleißig am Ausbessern und Erneuern. Deshalb gibt es heute mal ein paar Bilder zum aktuellen Stand. Der Fokus lag natürlich erst mal vor allem auf der Instandsetzung des Dachstuhls. Das Besondere an unserem Dachstuhl ist, dass es sich um einen sog. liegenden Dachstuhl handelt. D.h. die gesamte Dachlast wird durch die Konstruktion auf die Außenwände abgeleitet, so dass keine Stützhölzer im Innenraum notwendig sind - also ideale Voraussetzungen für einen Wohnraum 🙃. Am Dachstuhl wurden unter anderem schadhafte Teile der Sparren und des Rähm ausgetauscht und die durch Feuchteschäden "abgesackten" Bereiche wieder in die richtige Lage gebracht. Da wir es mit einem Denkmal zu tun haben, ist die Prämisse immer nur das zu entfernen, was auch wirklich schadhaft ist und die intakten Balkenteile zu erhalten. Dadurch kommt es zu einer schönen Patchwork-Optik 😄.
Inzwischen ist der Dachstuhl so gut wie fertig. Es wurden auf alle Sparren sog. Beilaschungen aufgebracht, um den Höhenunterschied zwischen den - doch recht unterschiedlichen Sparren - sowohl nach innen, als auch nach außen - auszugleichen. Auch die Aufschieblinge sind schon komplett! Wenn ihr Euch jetzt fragt was denn bitte ein Rähm, Sparren oder Aufschiebling ist geht es Euch ähnlich wie uns zu Beginn 😄. Mit "Sparren" können wahrscheinlich die meisten noch etwas anfangen, danach wurde es - zumindest bei uns - schnell recht dünn mit dem Fachwerkwissen 😌. Damit wir nicht jedes Mal nur Bahnhof verstehen, haben wir etwas recherchiert und sind dabei auf einen super Blog eines Zimmerers gestoßen, in dem man all das nachlesen kann. Dort gibts u.a. ein Lexikon aber auch viele hilfreiche Tipps zur Holzverarbeitung und zum Bauen mit Holz: der Bau Beaver.
Jetzt aber wie versprochen ein paar Bilder der Zimmerei-Arbeiten inkl. Mini-Fachwerkkunde:
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An der Ostseite von Färbi befindet sich ein kleiner Anbau (der ehemalige Schweinstall - ja, Singular, für max. ein Schwein 😄). Dort soll ein Teil der Heizungstechnik untergebracht werden. Da der Holzaufbau in keinem besonders guten Zustand war, haben wir - nach Freigabe durch den Denkmalschutz - erst mal alles aus Holz entfernt. Auch die Giebelwand war schon sehr marode und wackelig und durfte weichen. Danach haben wir erst mal die fehlende Wand wieder aufgemauert und eine Steinreihe auf den beiden anderen Mauern ergänzt, um etwas mehr Raumhöhe zu bekommen. Am Schluss muss dann noch eine Reihe Schalungssteine mit Armierungsstahl - zur Stabilisierung und Verankerung am Haus - oben drauf. Das können wir aber aktuell noch nicht machen, weil die Balken, an denen "verankert" werden soll, noch auf die Sanierung durch die Zimmerei warten. Wenn das erledigt ist, kann der neue Mini-Dachstuhl einziehen, gedämmt und gedeckt werden.
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Im Dachgeschoss wurden alle Bodendielen entfernt, um die darunterliegenden Balken einsehen und reparieren zu können, d.h. man hat aktuell an vielen Stellen freie Sicht ins Obergeschoss 😄. In den restlichen Bereichen sind entweder Balken-Bohlen-Decken oder Lehmstaken-Decken. Bei einer Balken-Bohlen-Decke ist die Decke - wie der Name schon sagt - mit Balken aufgebaut, zwischen die Bohlen gelegt sind (siehe Bild unten). Die möchten wir natürlich erhalten, d.h. dort werden nur die schadhaften Stellen ausgebessert und die Bohlen und Balken später von unten gereinigt. In zwei Räumen haben wir nochmal einen anderen Decken-Typ und zwar eine sog. Lehmstaken-Decke. Dabei werden Staken (also Holzleisten) mit einem Stroh-Lehm-Gemisch umwickelt und zwischen die Deckenbalken geklemmt, in die eine entsprechende Nut eingestemmt ist (den Aufbau sieht man HIER ganz gut). Von unten wird die Decke dann mit Lehm verputzt. Auch diese Decken werden natürlich erhalten - wobei wir in einem Raum eine Reihe der Lehmstaken wieder ergänzen müssen, da diese bei den Holzreparaturarbeiten leider abgestürzt ist. Darüber berichten wir dann natürlich auch, sobald es soweit ist 🙃. Die aktuelle Aufgabe war es erst mal die aktuell offenen Bereiche (also dort wo weder eine Balken-Bohlen-Decke noch Lehmstaken-Decke ist) mit einem Fehlboden auszustatten. Es mussten also Holzlatten angebracht und von unten Bretter daraufgeschraubt werden. Wir haben die Latten so angebracht, dass die Holzbalken später im Obergeschoss an der Decke noch zu sehen sind. Nur im Bad werden sie - zum Schutz vor Feuchtigkeit - komplett im Fehlboden verschwinden. Im nächsten Schritt wird dann oben auf den Fehlboden erst mal ein Papier als Rieselschutz und dann eine Schüttung aufgebracht. Das machen wir aber erst wenn das Dach dicht ist.
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Nachdem wir bisher ja quasi nur abgerissen und rückgebaut haben, ist endlich der Wendepunkt erreicht und wir dürfen zur Abwechslung mal etwas aufbauen 😄! Konkret ging es darum, die Bereiche hinter den sog. Stellbrettern zwischen den Sparren winddicht zu bekommen. Dabei gab es zwei Optionen: Einpassen von OSB-Platten oder Ausmauern mit Lehmsteinen. Wir haben uns letztlich für die zweite Variante entschieden. Da man von außen vom Gerüst aus wesentlich besser an den auszumauernden Bereich kommt als von innen, war das ein Job den wir möglichst abschließen wollten bevor das Dach von außen dicht gemacht wird. Also ein perfekter Zeitverdreib für die Zeit zwischen den Jahren, in der unserer Zimmerer im wohlverdienten Weihnachtsurlaub waren.
Deshalb hieß es erst mal Lehmsteine und Lehmmörtel besorgen. Glücklicherweise ist nur ein paar Kilometer entfernt ein Lager von Claytec - einem der größten Lehmbaustoff-Hersteller in Deutschland. Da haben wir doch gleich mal ein Kundenkonto angelegt 😎. Außerdem haben wir noch Dämmmatten aus Mineralwolle besorgt, die zusätzlich zu den Lehmsteinen eingebaut werden sollen. Und dann waren unsere Puzzlefähigkeiten gefragt 😄. Erst mal mussten für jeden Abschnitt die Mineralwolleplatten passend zugeschnitten und eingesetzt werden. Danach haben wir dann mit Lehmsteinen ausgemauert. Jeder Abschnitt war natürlich unterschiedlich breit, mal mit einem Balken in der Mitte, mal ohne. Auch die Lehmsteine waren durchaus alle etwas unterschiedlich lang und hoch. Fehlende Maurerfähigkeiten wurden getreut dem Motto "Nicht schön aber selten" durch den großzügigen Einsatz von Lehmmörtel ausgeglichen 😜. Letztlich müssen die "Minimauern" ja zum Glück auch nichts tragen oder besonders gerade sein, sondern nur den Bereich zwischen den Sparren gegen Wind abdichten. Am Schluss haben wir außen noch eine Lehmmörtelschicht aufgebracht und parallel zu den Beilaschungen mit einer Wasserwaage abgezogen, damit eine möglichst glatte Fläche entsteht. Im nächsten Schritt folgt dann der Dachaufbau nach außen!
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